wer erzieht wen?
- michael

- 25. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Aug.
Vom Verweigern, Vertrauen und dem, wie manch Mensch mit Pferden umgeht.
Was mich lange beschäftigte, war eine Situation in einem Stall, in dem ich ein Pferd, einen Wallach beschlagen sollte. Es lagen zahlreiche Befunde vor, die deutlich machten, dass er ohne Beschlag kaum stabil auf der Vorhand stehen konnte.
Als ich das Eisen wieder anbringen wollte, verweigerte er den Huf.
Das war bei ihm nicht untypisch, also gab ich ihm, wie immer, die Verschnaufpause, die er brauchte. Doch diesmal war etwas anders. Die Stimmung war unruhig, der Stall hektisch, das Pferd nervös. Seine Augen wurden groß, die Körperspannung wuchs, besonders als sein Bereiter/Trainer vorbeikam. Ich werde oft von dergleichen belächelt, aber das kümmert mich nicht. Er musste mir "zeigen wie es geht" und mit mehreren Anläufen und zunehmendem Kraftaufwand riss er das Bein des Pferdes hoch. Ich hielt inne.
Er fragte mich: „Weißt du, warum er das macht?“ Ich antwortete: „Was – will er mich verarschen?“
- „Nein. Er will dich erziehen.“
Ich war sprachlos und innerlich erschüttert. Diese Aussage kam von einem Trainer...
Wen wundert es da noch, dass so viele Pferde ein "Thema mit Männern" haben?Was wirklich dahintersteckt
Aus meiner Sicht war der Grund ganz klar: Das Pferd hatte Schmerzen. Es gab mir immer den Huf – aber eben nur, wenn er kurze Pausen zwischen den Bearbeitungsschritten bekam.
Ich möchte deutlich machen: Ich erkenne, ob ein Pferd nicht will – oder nicht kann.
Gegenüber dem Tier bleibe stets fair. Arbeite mit ihm, nicht dagegen. Und frage nicht: „Wer erzieht hier wen?“ – sondern: „Was will mir das Pferd sagen?“

Vertrauen kann man nicht erzwingen
Stell dir vor, Halfter und Strick wären nicht am Pferd. Würde es bei dir bleiben? Würde es mitkommen? Oder würde es gehen?
Dieses Pferd hat mir etwas beigebracht. Ich wollte es mehrfach zum Beschlag holen – doch es wich mir aus, ging zur Seite, um die Raufe herum, kehrte mir den Rücken. Bis ich verstand: Das hatte mit mir zu tun.
Als ich es erkannte, blieb er stehen. Ich dankte ihm still. Und ich wusste damals wofür ich jetzt erst die Worte finde: Es sind nicht die Tiere, die erzogen werden müssen – es sind wir Menschen.
Wie viel Zeit braucht ein Pferd?
So viel, wie es braucht. Wenn es drei Stunden sind, dann sind es drei Stunden. Und wenn es nicht geht, dann finde einen anderen Weg.
Das Pferd wird dir freiwillig geben, wenn du die Bedeutung in seinem Verhalten erkennst.
Ein Pferd will nicht erziehen – es zeigt auf
Pferde zeigen uns nicht, dass sie uns „erziehen“ wollen. Sie zeigen uns, dass etwas nicht stimmt. Dass sie nicht können, nicht verstanden werden.
Gegen den Huf und gegen das Pferd zu arbeiten, ist respektlos.
Wir müssen lernen, zu erkennen. Anzunehmen. Nicht jedes Pferd gibt seinen Huf sofort und jedes Pferd hat einen Grund.
Dogma oder Dialog?
Ich habe oft erlebt, wie Menschen auf Trainingsformen beharren. Auf Methoden. Auf festgelegte Abläufe. Auf „Das war schon immer so“. Auf „Der muss das können“. Auf „Kann nicht sein“.
Doch jedes Pferd ist anders. Und nicht jedes Pferd wird durch dieselbe Vorgehensweise gesund. Manchmal hält man an etwas fest, weil man sich nicht eingestehen will, dass es dem Pferd damit nicht gutgeht.
Es geht nicht um Recht. Es geht um Bewegung.
Mir geht es nicht um persönliche Meinungen. Mir geht es nicht darum, wer recht hat. Mir geht es darum, dass das Pferd sich frei und schmerzfrei bewegen kann. Innerhalb und außerhalb der Hufbearbeitung.
Das Pferd entscheidet. Nicht du.
Das Pferd weiß, wie es laufen kann. Es zeigt dir, was geht. Was es braucht. Was es hält – und was nicht mehr tragbar ist.
Wenn wir das erkennen – für unser Pferd, für uns selbst – dann kann sich etwas verändern. Für beide Seiten.
In diesem Sinne: Hufe tragen mehr.
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